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Freitag, 13. September 2013

Erster Monat

Seit genau einem Monat bin ich schon in Ecuador und es gefällt mir prächtig. Es ist einige Zeit seit meinem letzten Blogeintrag vergangen und vieles ist passiert...
Zum Beispiel geht Friedrich wieder zur Schule, nur dieses Mal in anderer Mission. Seit zwei Wochen arbeite ich also in meinem Project, dem Establecimiento Educativo Suizo Carlos Alvarez Muño. Das ist eine Schule für etwa 3 bis 13 jährige die gut 15 Busminuten von meinem Haus entfernt liegt. Ich arbeite von 7:15 Uhr bis 13:20 Uhr und bin gleich am ersten Tag zu spät. Mein Wecker klingelt pünktlich um 5:45 Uhr und ich schlürfe schlaftrunken zum Lichtschalter, klick, klick.. klick klick klick, nichts. Stromausfall - Super! Da auch unsere Dusche elektrisch geheitzt wird kocht meine Gastmutter allen Duschwasser. Es dauert ewig und wir verpassen den Bus. Endlich und wie gesagt zu spät in der Schule angekommen werde ich von den beiden Mitfreiwilligen Antonia ( Deutschland ) und Sandra ( Schweiz ) begrüsst. Sie sind als Prinzessinen verkleidet und verteilen Kekse. Wie zu erwarten war stehe ich kurze Zeit später als Prinz verkleidet und Kekse verteilend am Eingang. An jenem ersten Montag findet eine Art Einschulung und Begrüssung statt. Danach gehen die Schüler und zurück bleiben die Freiwilligen und Lehrer. Geplant war dass ich Englisch und Sport unterrichte, bisher war ich allerdings nur bei letzterem tätig und das kam so. Die Englischlehrerin mit der ich arbeiten soll ich seit dem ersten Tag krank und der Sportlehrer hat die Gunst der Stunde genutzt um mich voll in seinen Unterricht einzubinden. Der gute Mann heisst Heber und hatte am letzten Montag ebenfalls seinen ersten Tag im E. E. Suizo C. A. M. Er kommt aus Uruguay, hat ausserdem schon in Argentinien, Brasilien, den Vereinigten Staaten und sieben anderen Provinzen Ecuadors unterrichtet und hat einen dementsprechend unverständlichen Akzent. Die erste Amtshandlung des Sportlehrergespanns Heber/Felipao (so werde ich im Sportunterricht genannt) war das anmalen des Fussballfelds. Das Feld ist etwa 15x35m gross und aus Beton. Wir messen, markieren und malen bis uns in der äquatorialen Mittagssonne schwindlig wird. Nach fast drei Tagen Arbeit ist das Meisterwerk fertig (Bilder kommen bald). Ich bin glücklich ein sichtbares Resultat meiner Arbeit zu haben, denn besonders der Englischunterricht soll teilweise schlecht fruchten und somit deprimierend sein.
Ein bisschen mehr zur Schule: Da alle Freiwilligen am Ende ihres Jahres ein Gemälde an einer Wand hinterlassen ist die Schule äusserst bunt. Die Schüler tragen eine Uniform in den Schulfarben Beige, Helllila. Alle Lehrer sind nett und der Umgang mit den Schülern ist sehr familiär. Zu Beginn des Unterrichts ist es keine Seltenheit, dass Schüler zu den Lehrern rennen und sie mit Umarmungen begrüssen. Verbreiteter ist allerdings die Begrüssung per High-Five und Fistbump. Ich komme gut mit meinen Schülern klar auch wenn sie manchmal echt nerven. Da ich bisher nur draussen unterrichte werde ich teilweise heftig von der Sonne gebraten und muss aufpassen, dass ich genug trinke.
Allgemein habe ich mich gut eingelebt. Ich weiss welche Busse ich nehmen muss und auch wie ich diese wieder verlassen kann (oft ist das bedeutend schwerer als an Bord zu gelangen, die Busse die zur Schulzeit fahren sind unvorstellbar voll, oft bleiben die Türen bei der Fahrt geöffnet und Kinder hängen sich einfach von aussen dran). Besonders mit Rocio kann ich manchmal schon simple Gespräche fliessend führen, mit Heber bei weitem noch nicht. Allmählich gehen mir die Suppen, die es zweimal bei mir zuhause am Tag gibt, auf die Nerven aber dafür schmeckt mir das Frühstück immer besser.
Letztes Wochenende haben sich dann ein paar Freiwillige zusammengerottet und sind nach Baños gefahren. Baños ist mehr oder weniger die Gringohochburg (alle ausser Latinos sind Gringos) in Ecuadors Anden. Die Beschauliche 20.000 Seelen Stadt liegt etwa einen Kilometer tiefer als Quito, also auf gut 1.800m. Das ist deutlich spührbar, es ist wärmer und schwüler, nachts kühlt es nicht so empfindlich ab und die Berge sind bewaldet. Die Landschaft ist malerisch und meiner Meinung nach noch schöner als in Quito und Umgebung. Vom extrem modernen Busbahnhof Quitumbe in Quitos Süden fahren wir in kleine Grüppchen aufgeteilt gute vier Stunden (eine Stunde Stau) in Richtung Süden und erreichen Baños in der Dunkelheit. Ich sass in einem Bus der Gesellschaft Amazonas, von der mir Rocio nach dem Tripp erzählen wird, dass sie für Unfälle bekannt ist. Die Strassen sind oft unbeleuchtet in das grelle neonblau im Inneren des Bussen gibt einem das Gefühl, als würde man in einem Raumschiff durch das Nichts rasen. Generell kann man für eine Stunde Busfahrt ausserhalb von Städten etwa mit einem Dollar Kosten rechen. Wir zahlen also 3,50 Dollar. Falls ich es zuvor noch nicht erwähnt hatte, die Währung in Ecuador ist der US-Dollar, was einem teils lästige Rechnerei erspart (grob 1€=1,25Dollar). Dank der Hilfe von Paul, der schon einige Monate in Ecuador lebt und auch Baños schon besucht hatte, finden wir ein zentral gelegenes Hotel, dass fast Platz für alle hat. Ein paar Mädchen müssen sich Einzelbetten Teilen aber naja wir sind ja nicht des Hotels wegen hergekommen. Für zwei Nächte zahle jeder 14 Dollar, ein guter Preis wie mir Rocio bestätigen wird. Samstag stehen wir früh auf, denn es gibt viel zu erleben. Nach dem Frühstück wählen wir uns eine sympatisch scheinede Gruppe von Guides aus und los gehts. Die erste Aktivität ist Rafting im nahnen Rio Negro. Ob das der Beginn, ein Zufluss oder sonst irgendetwas vom grossen Rio Negro in Brasilien, der sich bei Manaus mit dem Amazonas vereinigt, ist weiss ich nicht; extrem unwahrscheinlich ist es aber garnichtmal, denn fast alle Flüsse die in dieser Region in Richtung Osten fliessen werden später zum Amazonas. Bald kommen auch vom Rafting Bilder, bis dahin lasst mich eurer Fantasie etwas zur Seite stehen. Der Fluss ist gespickt mit Stromschnellen und windet sich durch ein bisweilen steilen mit Dschungel bedecktes Tal. Die Stomschnellen werden auf einer Skala von 1 bis 5 gemessen wobei 5 das maximum ist. Im Durchschnitt ist unser Teil 3+ und einmal auch 4, später wird der Fluss zu einer einzigen 5, wie mir ein Guide mit funkelnden Augen versichert. Die Natur ist Atemberaubend, teilweise wird das Ufer von riesigen Felsen Gebildet, mittelgrosse ragen auch aus dem Fluss empor. Tropische Vögel fliegen umher und mehr als nur einmal bin ich so von der Umgebung gefesselt, dass ich beinahe aus dem Boot fliege. Andere haben weniger Glück und landen im manchmal reissenden Strom. Doch mit Neoprenanzügen, Schwimmwesten und Helmen sind wir gut gewappnet. Ich kann wirklich nicht genug betonen was für ein Paradis der Rio Negro und sein Tal sind, lehnt euch zurück, schliesst die Augen und lasst eurer Vorstellungskraft frei Bahn! Und macht die Augen wieder auf um weiter zu lesen, denn in Ecuador verpasst ihr auch in meinem Blog etwas interessantes wenn ihr mal kurz nicht hinschaut ;) . Nach einem stärkenden Mittagessen geht es weiter mit Canyoning. Eine kleine Erklärung: Ein Fluss, nicht ganz so gross und mächtig wie der Rio Negro, gräbt mit der Zeit eine Schlucht, also einen Canyon in die Landschaft. Es gibt Wasserfälle und eine späktakuläre Umgebung in der man sich austobt und immer weiter Flussabwärts geht. Ausserdem wird sich viel Abgeseilt und umhergesprungen, was mich mit meiner Höhenangst zum Teil meinen ganzen Mut gekostet hat. So bin ich zum Beispiel einen 6 bis 7 Meter Hohen Wasserfall runtergesprungen ( hoffentlich bekomme ich davon noch das Video/Bilder ) und hatte panische Angst nicht die tiefe Stelle zu treffen. Das Abenteuer dauert nochmals einige Stunden und somit füllen diese beiden Aktivitäten fast den kompletten Tag aus. Es kostet jeden 50 Dollar, die nicht besser hätten investiert werden könne als in diese Erlebnisse! Am Abend wird noch Alkohol in angemessenen Mengen konsumiert und in einem Club zu irgendeiner Latino-Dance-Musik gefeiert. Dann ist schon Sonntag und ich wollte doch eigentlich noch Bungeejumpen. Doch es beginnt zu regnen und ich bin pleite (Visakarte hatte ich nicht mit). Vielleicht sind das nur mangelhafte Ausreden, ich hätte mir ja Geld leihen können, aber so habe ich wenigstens einen Grund um nochmal zurückzukehren.
Auch für dieses Wochende habe ich mir wieder was vorgenommen. Morgen gehts wohl in die heissen Quellen von Papallacta und am Sonntag zum Midad del Mundo (Mittelpunkt der Welt oder mit anderen Worten Äquatorlinie). Bald lasse ich wieder von mir hören und auch Bilder folgen. Falls ihr jetzt ein bisschen Neidisch seit, dann erfreut euch an Deutschlands warmen kräftigen Duschen und den wechselnden Jahreszeiten - ehrlich ich vermisse sogar den Herbst ein bisschen. Noch elf Monate und ich bin wieder da.
Bis zum Nächsten Mal euer Friedrich-Felipe-Felipao.
Fühlt euch gedrückt und alles Liebe! :D      

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