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Dienstag, 24. Dezember 2013

Feliz Navidad


Es weihnachtet sehr in Ecuador. Allerdings grundsätzlich anders als in Deutschland. Ehrlich gesagt fühle ich mich ein bisschen deplatziert hier. Es ist so warm wie immer, die Sonne geht auf und unter wie im Hochsommer und ich bin umgeben von einer Art Hochgebiergswüste. Alles nicht sonderlich verwunderlich und keine große Überraschung aber es fühlt sich trotzdem seltsam an.
Neben den klimatischen Unterschieden ist die Herangehensweise der Menschen komplett verschieden. Statt ruhiger Besinnlichkeit und festlicher Stimmung hat das ganze eher was von Party. Am letzten Schultag vor unseren ersten Ferien, die nach vier Monaten nicht ungelegen kommen, gab es eine spektakuläre Weihnachtsaufführung. Darsteller waren erstaunlicher Weise nicht die Schüler, und Gott sei Dank auch nicht die Freiwilligen, sondern die Eltern. Ihre Aufführung wäre mit deutschen Eltern wohl ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Neben Klassikern wie der Weihnachtsgeschichte wurde auch Sonderbares gezeigt. Kurz nachdem die Heiligen Drei Könige das Christkind besucht hatten, stürmen Spiderman und Ironman die Bühne um sich ein denkwürdiges Luftschlangenduell zu liefern. Ein Esel tanzt umgeben von einer Horde Weihnachtsmänner und Weihnachtsfrauen. Einige Eltern führen als Geschenke verkleidet eine recht improvisierte Choreografie auf. Andere betreten die Bühne (das Sportfeld) als Rentner um sich dann die oberen Schichten ihrer Kleidung vom Leib zu reißen und sich auf seltsame Weise anzutanzen. Die Kinder sind begeistert, die Freiwilligen ziemlich verwirrt und sogar die Schulleitung wirkt ab und an etwas verdutzt. Zum krönenden Abschluss stürmen alle auf das Feld und tanzen zu drönender Discomusik. Besonders bei den Kleinen artet das in einer Art Hüpfwettkampf aus. 
 
Eltern als Geschenke





Spiderman ist bereit zum Angriff

Sämtliche Disney-Prominenz ist vertreten

Auch Ironman wird den Kampf nicht scheuen

Weihnachtsmänner kann man nie genug haben


Rentner die

sich ihrer Kleidung entledigen


Eltern denen es an Kreatvität mangelt tanzen einfach so.




Nochmehr Rentner





Die Party beginnt


Zum Schluss noch ein Paar ernste Worte der Polizei.



Auch ich bin ein Geschenk





Familienbild: Lenin, Margarita, Uropa (wurde nie mit Namen angesprochen), Lesley, Johanna, Rocio, Opa Juan, Juanito, Oma Salome.

Mein Zimmer; aus Gründen der Authentizität unaufgeräumt. Dank Neuanordnung der Möbel habe ich nun erstaunlich viel Platz. Ein Fenster leider trotzdem nicht.


Noch unter dem Einfluss dieses rauschhaften Festes geht es zurück in meine Gastfamilie, in der man das relative Gegenteil davon erleben kann.
Es gibt keine Weihnachtsdekoration und auch sonst nicht viel dass auf das nahende katholische Großereigniss hindeuten würde. Man könnte erwarten, dass in einem Land wie Ecuador, welches laut Statistiken fast ausschließlich von Katholiken bewohnt wird, etwas mehr religiöser Pathos mitschwingt. Besonders bei meiner Gastfamilie schwingt aber in der vorweihnachtlichen Zeit garnichts mit. Es ist klar, dass keine Geschenke ausgetauscht werden und an Weihnachten die Hälfte der Familie nicht anwesend sein kann, da gearbeitet werden muss.  Einen Totalausfall gibt es trotzdem nicht. Wir feiern heute (22.), da der Uropa zu Besuch ist. Wahrscheinlich ist er nicht älter als 65 und vielleicht gibt es auch noch einen Ururopa oder eine Ururoma. Der Abstand zwischen den Generationen fällt deutlich kürzer aus als in Deutschland. Mit 20 ist Frau oft schon Mutter. Ich bin mir nicht sicher ob ich irgendwas zu Weihnachten kaufen soll. Im Gegensatz zum Rest der Familie hätte ich natürlich die finanziellen Mittel aber die Vorstellung den reichen Europäer zu spielen, der den Kindern Spielzeug gibt wenn die Eltern es nicht können, ist mir äußerst unangenehm.
Für mich wird die Bescherung trotzdem nicht ausbleiben. Bald muss das Paket aus Deutschland eintrudeln. Leider haben wir seit einigen Tagen kein Internet mehr, weshalb ich nicht überprüfen kann ob mir meine Organisation eine Mail mit entsprechendem Inhalt geschickt hat. Da wir keine richtige Adresse haben können wir auch keine Post erhalten, sodass alles an die Organisation, die den Freiwilligendienst plant, geschickt werden muss und ich es von da abholen muss. Für den Fall, dass mich das Päkchen nicht rechtzeitig erreicht habe ich mir schon selbst ein paar Geschenke gekauft. Der aufmerksame Blogleser hat vielleicht bemerkt, dass ich jetzt ein "ß" benutzen kann. Grund ist dass ich Pauls Laptop gekauft habe. Weitere Selbstgeschenke sind neue Schuhe (6,50$), Fifa 14 und 5 Filme (zusammen 10$). Bald werde ich mir auch noch meine knapp 2 Monate lang verschollene Festplatte zurückholen, deren Ort ich nun kenne. Dann hab ich genug Filme und Musik um eventuell aufkommende Langeweile im Keim zu ersticken.
Da ja jetzt Ferien sind ist eigentlich auch Reisezeit aber bis kurz nach Weihnachten werde ich anstandshalber noch warten. Dann wird die Ruta del Sol in Angriff genommen. Die Küstenstraße führt etwa von Esmeraldas im Norden nach (da ich kein Internet habe kann ich es nicht genau nachgucken) Salinas, relativ im Süden. Leider muss ich schon am 2.1. wieder arbeiten, weshalb die ganze Strecke nicht machbar sein wird. Außerdem wird das die erste größere Reise die ich exclusiv mit Deutschen unternehme. So wie es aussieht machen Antonia, Daniel und Manu mit. Eine recht kleine Gruppe, was ja auch seine Vorteile hat. Nach diesen Ferien muss garnicht lange gearbeitet werden und es gibt wieder Freizeit. Die zweiten und damit auch schon letzen Schulferien vor den Sommererien beginnen Ende Januar und dauern bis etwa Mitte Februar. Auch dafür wurde und wird schon kräftig geplant. Ziel ist Kolumbien. Große Reise, daher noch kleinere Gruppe. Ich werde wohl mit Daniel und Manu durch das nördliche Nachbarland gurken. Ob die Flüge schon gebucht sind kann ich nicht genau sagen, da ich ja momentan kommunikativ etwas beschnitten bin. Es soll wohl erst nach Bogota und dann weiter an die Karibikküste gehen. Mit Sicherheit ein spaßiger Trip.
Estmal aber ein bisschen Weihnachten und dann Sylvester unter Palmen.
Hochgeladen wird dieser Artikel sobald es mir möglich ist. Ich wünsche euch ein frohes deutsches Weihnachtsfest, dass ich dem ecuatorianischen ehrlich gesagt vorziehen würde und einen fröhlichen Rutsch ins neue Jahr!

Kleiner Nachtrag vom 24. Da das Internet daheim weiter vermisst wird, sitzte ich in einem Internetcafe um euch meine Weihnachtswünsche doch übermitteln zu können. Morgen gehts an den Strand, mittlerweile weiss ich mit Sicherheit, dass zumindest die Flüge nach Bogota und zurück gebucht sind. Mein Kolumbienurlaub steht damit fest. Mehr gibts garnicht zu sagen. Ich melde mich im neuen Jahr wieder.

Schöne Feiertage! 
Euer Friedl   

Sonntag, 15. Dezember 2013

Puerto Lopez



Nachdem einige Wochen so dahingeflossen waren musste mal wieder eine Reise unternommen werden. Es galt der bisweilen kargen Tristess Quitos zu entfliehen und das genau an dem Wochenende, an dem Quito seine Langeweile selbst vertreibt. Die Fiestas de Quito fanden statt und hätten wohl für Abwechslung gesorgt aber die Entscheidung an den Strand zu fahren war gefallen und trotz aller ecadorianischer Inkonstanz sind wir auch dabei geblieben.

Die Wahl fiel auf Puerto Lopez in der Provinz Manabi. Ein kleiner, ziemlich entspannter Ort an der Pazifikküste, eher im Süden Ecuadors. Also relativ weit weg, weshalb wir den Nachtbus genommen haben, in der Hoffnung er wäre schneller als sein tags fahrendes Pendant und man könne etwas Schlaf finden. Eigentlich die ideale Lösung, statt im Bett schläft man im Bus und kommt morgens erhohlt am Strand an. 22:30 Uhr eingestiegen, irgendwann umgestiegen und vielleicht gegen 10 Uhr angekommen. Leider mit beträchtlichem Schlafdefizit. Jede Müdigkeit wird allerdings schon beim letzten Abschnitt der Busfahrt weggeblasen. Man erreicht die Küste bei Puerto Caio und schlängelt sich dann nach Süden. Es ist eine Mischung aus Steilküste und Stränden, die sich regelmässig abwechseln. Dazu ein paar Inseln. Der Andenbewohner ist fasziniert!

 
Die Küste aus dem Bus aufgenommen.
 
Man hängt entweder vorm Hotelzimmer...
im Hängemattenbereich...

oder am Stand.

Abwechslung zu Quitos Beton-Flair.

Einige Strandbars, die abends noch etwas einladender sind.


 
Es ist also noch früh am Tag, wir (sind 6 Freiwillige und ein Work-and-Traveller) suchen uns ein Hotel und stringen erstmal ins Wasser. Manchmal kommt es zu etwas komischen Situationen hier in Ecuador. Ein Hotelbesitzer bietet fast zwangsweise irgendwelche Touren an, Leute am Strand und in den Strassen versuchen einem Aktivitäten anzudrehen oder ominöse Personen infiltrieren den Kreis der Reisenden um dann „Superangebote“ und „Spezialpreise für die neuen Freunde“ anzupreisen. Einige unserer Gruppe waren schon (mehrmals) in Puerto Lopez und kennen so einen gewissen Milton. Milton ist vielleicht der Bürgermeister des Ortes (könnte wirklich stimmen), auf jeden Fall hat er einige Fäden in der Hand. Kaum sind wir im Hotel angekommen platzt Milton rein und erkundigt sich nach unserem Wohlbefinden. Falls er der Bürgermeister ist besteht sein Engagement für die Gemeinde darin Gringos irgendwelche Gringotouren zu überhöhten Preisen anzuschwatzen. Ob der Rest unseres Tages auch Miltons Organisation zu verdanken ist weiss ich nicht. Plötzlich haben wir auf jeden Fall einen Bootsausflug am Start. Man soll bei der angesteuerten Insel wunderbar Schnorcheln und Kajak fahren können. 

 
Auf dem Boot: Linda, Sabine, Paul, Lisa und ich.

Los gehts!
Die obligatorische Hotelkatzte.


Rauf aufs Boot und ab zur Insel. Vom Meer betrachtet sieht die Küstenlandschaft ebenfalls famos aus. Da die breiten unförmigen Plastikkajaks nicht den grössten Spass versprechen schnapp‘ ich mir Taucherbrille und Schnorchel und hopse in Wasser. Leider gibt es nicht viel zu sehen. Das liegt einerseits an der mauen unterwasserfauna, andererseits daran, dass man einfach nichts sieht. Man schwimmt in einer Mischung aus Wasser und Sand, in der der Sand den Grossteil auszumachen scheint. Zu der getrübten Freude kommt auch noch Schmerz als mich eine Qualle am Bein erwischt. Nach über einer Woche sind die Stellen an Knie und Fuss immernoch rot und jucken ab und zu. Wieder zuhause in Puerto Lopez verbringen wir den Rest des Tages entspannt in den Hängematten und später tanzend am Strand.

 
Noch leere Strandbar.

Kokospalme.

Mit Geschick oder Glück kann man Beute machen.

Der Putz bröckelt und bescheert einen fast kubanischen Charme.

ein Tuc-Tuc am Strand


Samstag gehts dann zum berühmten und trotzdem nur moderat besuchten Stand Los Frailes. Die etwa 14km von P.L. legen wir in einer Camioneta (Pick-up-Taxi, eigentlich verboten weil die meissten Kunden auf der Ladefläche hocken, aber generell von der Polizei akzeptiert) zurück. Los Frailes ist wohl der schönste Strand den man in der Umgebung und vielleicht in ganz Ecuador finden kann. Eigentlich sind es sogar mehere Strände von denen aber einer besonders zum Baden geeignet ist. Die anderen liegen hinter weiteren Steilküstenabschnitten, die den Strand einrahmen, und sind auf Trampelpfaden erreichbar. Wir geniessen einige Kokosnüsse die wir in Puerto Lopez von den Palmen „gepflückt“ (mit allem was wir in die Finger bekommen haben danach geworfen) haben und verbleiben bis zum Nachmittag in pazifischer Entspanntheit. Zwischendurch wurden Natürlich auch die Höhle (unspektakulär) und der Aussichtspunkt (sehr spektakulär) begutachtet. Dann, zurück in P.L., haben sich Simon und ich auf Geheiss der anderen für eine Fahrt zur Isla de la Plata (Silberinsel) am Sonntag eingetragen.

 
Blick aus der Camioneta

Los Frailes Panorama

Strand und Höhle im Hintergrund

Zielgenau auf den Kaktusstachel getreten. Meine Flip-Flops sind am Abend zuvor am Strand abhanden gekommen.

Blick von einem kleine Stück Steilküste auf den Nachbarstrand

Super-Gringo-Bild

Zwischen den Kakteen kann man das Paradies bereits erahnen.

Los Frailes vom Aussichtspunkt.


 
Vor der Höhle, die ausser Krabben nicht viel zu bieten hat.

Aussichtspunkt-Gruppenbild



Sonntag. Die Isla de la Plata wird auch Galapagos für Arme genannt und da ich nicht plane die Galapagos Inseln zu besuchen nehme ich die Tour für 30$ gerne mit und erwarte nicht zuviel. Doch meine geringen Erwartungen werden schon auf der Hinfahrt weit übertroffen. Man braucht gut eine Stunde bei ordentlichem Tempo und mitten auf dem Meer halten wir plötzlich an. Zu sehen gibt es einen Wal. Besser gesagt eine einzige Atemluftfontäne und gut 30cm Walrücken. Obwohl man also quasi nichts vom Tier sehen konnte sind doch alle an Bord sichtlich begeistert. Und es kommt noch besser. Der Kapitän entdeckt einen Schwarm Seevögel und sein Seefahrerverstand sagt ihm Seevögel = Fische = vielleicht Delfine. Und Touristen lieben nichts mehr als Delfine! Schnell hin und wir haben tatsächlich Glück und sehen gleich eine Horde relativ kleiner Delfine die relativ hoch springen und ab und zu fast im Boot landen wollen (etwas übertrieben aber eure Fantasie soll ja ordentlich befeuert werden). Da es schön spritzt lasse ich meine Kamera lieber im Rucksack und Simon spielt mit seiner Unterwasserkamera und dem sich bietenden Spektakel. Bei der Insel angekommen werden uns die sich nun bietenden Möglichkeiten erklärt – weit laufen, weniger weit laufen. Wir laufen weit genug um alles sehenswerte zu sehen. Dabei handelt es sich besonders um Vögel. Die Blaufusstölpel sind die grosse Attraktion und auf der Insel schon fast nervig häufig. Man muss aufpassen werder auf Vögel noch auf Eier zu treten, denn sie sind überall. Nach dem Vogelpart kommt das eigentliche Highlight des Ausflugs – das Schnorcheln. Da die erste Schnorchelei ein ziemliches Eigentor war hatte ich auch hier keine riesigen Erwartungen. Um es kurz zu machen das Wasser war kristallklar man konnte spielend 10m weit und tief sehen, es gab bunte Fische, Schildkröten und eine Seeschlange. Das Sahnebonbon war natürlich Simons Unterwasserkamera deren Bilder ich mir gerade in diesem Moment organisiere. 

 
Blaufusstölpel

noch mehr

bestaunt von Touristen

es gibt wirklich viele...

auch mit Eiern

 
Das mit den Unterwasserbildern kommt doch erst später, solange müsst ihr mit der Schildkröte von oben vorlieb nehmen.


Gegen 17 Uhr sind wir dann wieder im „sicheren Hafen“ und müssen bald nach Quito zurück. Ein bisschen Zeit bleibt uns aber noch da unser genialer Plan wie auf der Hinfahrt Nachtbus lautet.
Der Bus verlässt Puerto Lopez gegen 19:30Uhr und es ist immernoch bestes T-Shirt-Wetter. 

Dumm nur dass es bei Ankunft in Quito um 3:45Uhr auf 2800m ein bisschen anders aussieht. 
Dumm nur das ich dumm genug war das zu vergessen und extrabitter das ich meinem Rucksack mit der Kleidung im Gepäckraum des Busses hab platzieren lassen. Konsequenz des ganzen: Fieber. Ich bleibe also erstmal zu Hause. Zum Glück stört das niemanden besonders und statt „dumme“ Fragen zu stellen wird bei meiner Wiederankunft in der Schule nur mit mitleidvollem Gesicht gefragt ob es mir besser geht?

Klar! Und das Wochenende war auch super! Einen festlich fröhlichen dritten Advent Muchachos! Geniesst den Winter – jedem das Seine ;)
¡Hasta luego! Euer Felipao.