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Dienstag, 29. April 2014

Besuch aus Deutschland

Es ist schon bald Mai und dann kommen eigentlich nur noch 2 Monate echter Arbeit auf mich zu. Auch der April verflog bisher in rasantem Tempo. Grund dafür waren mein Bruder und seine Freundin, die den weiten Weg von Deutschland auf sich genommen haben, nur um mich zu Besuchen (und vielleicht um ein bisschen Urlaub zu machen).

Da ich sowohl bezogen auf das Land, als auch die Sprache einen Kenntnissvorsprung hatte, wurde ich ein bisschen zum Fremdenführer und verbrachte so viel Zeit wie möglich mit den Beiden. Gleich am ersten Abend, nachdem das Gepäck im Hostel abgeladen wurde, starteten wir eine erste kleine Erkundung der Altstadt. Im Mittelpunkt stand die Besichtigung der Virgen del Panecillo. Der Panecillo ist ein Hügel im Stadtzentrum Quitos und verdankt seinen Namen seiner brötchenhaften Form. Auf dessen Spitze befindet sich die Statur der Jungfrau, die nach Norden blickend über die Stadt wacht.

Auf der Aussichtsplattform, Blick in Richtung Norden

Die geflügelte Jungfrau von hinten
Weil die Virgen dem Süden den Rücken zukehrt, hat dieser mit leichten Imageproblemen zu kämpfen und einem wird (vor allem von Nordquitenos) empfolen die südlichen Bezirke zu meiden.

Das nächste Ziel ist der indigene Markt von Otavalo, der größte Südamerikas. Etwa 60 Prozent des verlangten Preises sind in der Regel nicht verkehrt und man kann sich mit relativ wenig Geld einigermaßen authentisches Zeug kaufen. Ich erwerbe einen weiteren Pulli und eine Schlabberhose. Außerdem können Beate und Carl sich Gastgeschenke für den bevorstehenden Besuch bei meiner Familie besorgen.

typische Auswahl an Kleidung und Stoffen
Denn schon am nächsten Tag sehen die zwei sowohl das Projekt in dem ich arbeite, als auch die Familie bei der ich wohne. Die Schüler sind beim Anblick sovieler Europäer etwas verwirrt und der Englischunterricht ist ein bisschen unruhiger als sonst. Trotzdem schätze ich es so ein, dass die Schule auf  beide einen guten Eindruck hinterlassen hat. Auch meine Meinung nach 8 Monaten ist immernoch positiv, auch wenn ich mir ab und zu ein Bisschen deutsche Ordnung wünsche. Meine Gastoma hat für diesen besonderen Anlass ein formidables Festmahl gezaubert, das sich spielend den ersten Platz in der Rangfolge der von bereiteten Gerichte sichert. Hühnchen, Reis, Yukka und Salat, begleitet von Gelatina; ein Gedicht. Nach dem Essen und der Geschenkübergabe machen wir und auf, um dem Äquator zu überschreiten. Sowohl vom falschen als auch vom echten habe ich in voherigen Einträgen schon  berichtet, so dass ich es mir an dieser Stelle spare.

jedes Mal wenn die Schüler mich sehen sind sie den Freudentränen nahe ;)

Englischunterricht, die Suche nach der Lösung wird auch auf den Fussboden ausgeweitet

von l.nach r.: ich, Carl, Beate, Juanito, Leslie, Salome (Oma), Johanna, Rocio
Ein weiteres gemeinsam erlebtes Abenteuer war die (für mich erneute) Besteigung des 4700 Meter hohen Vulkan Pichincha. Das Wetter war etwas besser als beim ersten Mal, trotzdem waren wir beim Aufstieg meist in Wolken gehüllt. Dank meiner Erfahrung und der nichts desto Trotz besseren Sicht konnten wir eine bessere Route zum Gipfel finden und uns einige Strapazen ersparen. Beim Abstieg klarte es dann zusehens auf und bald konnte man den Gesamten Berg sehen. Noch am selben Tag nahmen wir einen Bus Richtung Banos um dort in der frühen Nacht einzutreffen. Da mir Ecuadors Abenteuersportmekka bei meinem ersten Besuch sehr gefallen hat, habe ich mich mächtig auf die Wiederkehr gefreut.

Pichincha die Zweite

das obligatorische Gipfelbild

Rucu Pichincha
Am ersten Tag Haben wir uns Mountainbikes ausgeliehen, um damit bis zum Rio Verde zu fahren. Schon unterwegs konnten wir einige schöne Wasserfälle bestaunen, der dickste wartete aber am Schluss der Tour. In Rio Verde angekommen (Rio Verde ist sowohl Fluss als auch Ort) schliessen wir die Fahrräder an und gehen, geleitet von einem kleinen Touristenstrom, auf einem Weg talwärts. Ziel dieses Wegs ist der Pailon del Diablo mit seinen in den Fels geschlagenen Aussichtplattformen. Der Wasserfall ist ziemlich gross, beeindruckend und laut. In seinem Becken erzeugt die gischt einen permananten Regenbogen und über einen sehr flachen Pfad im Felsen kann man sogar hinter ihn gelangen. Eine zweite Aussichtsmöglichkeit bieten Hängebrücken über der Schlucht, die man vom Dorf aus erreicht. Der Blick ist fast noch besser als von unten.

links Rio Pastaza, rechts Pailon del Diablo/ Rio Verde

Pailon und untere Aussichtsplattform
Die knapp 20 km zurück nach Banos, die jetzt bergauf führen, legt man stilsicher auf der Ladefläche eines Pick-Up zurück. 5 Menschen und 7 Fahrräder sind kein Problem. Am Abend gehen wir in Cafe dl Cielo (Himmelscafe) um den Blick auf die Stadt und das Essen zu geniessen.  Banos liegt in einem Tal, das Cafe steht, teils auf Stelzen, an dessen Hang, so dass man bei Nacht über den Lichtern der Ortschaft zu schweben glaubt.

Am folgenden Tag wird noch geraftet. Was mir beim ersten Besuch mächtig Spass gemacht hat fällt dieses Mal unspäktakulärer aus. Die Regenzeit ist gerade vorrüber und der Wasserstand des Flusses höher als noch vor einem halben Jahr. So sind die Stromschnellen einigermassen überspült und die Fahrt bedeutend ruhiger. Kurz bevor ich nach Quito zurück muss wollen wir uns noch eine andere Attraktion ansehen. Der 5023 Meter hohe Vulkan Tungurahua. Im Gegensatz zum Pichincha hochaktiv. Seit gut 15 Jahren grummelt es quasi permanent in seinem Inneren. Zur Zeit unseres Besuchs war der Tungurahua besonders aktiv und sogar in den deutschen Nachrichten war davon zu höhren.

yippi
Wir schnappen uns ein Taxi und fahren erstmal zur Casa del Arbol (Baumhaus), von wo aus man den Vulkan sehen kann. Leider haben wir Pech und das Wetter spielt nicht mit. Uns bleibt nur auf der am Baumhaus befestigten Schaukel über den Abhang zu schwingen. Weiter unten gibt es einen weitern Mirador und von hier aus kann man tatsächlich etwas vom Tungurahua sehen. Vor allem kann man sein tiefes donnern höhren und plötzlich in die Höhe schiessende Aschewolken sehen. Als ich mich kurz darauf in den Bus nach Quito setzte haben sich alle Wolken um den Berg verzogen. Die Strasse windet sich an den Talhängen entlang und für einige Zeit kann man einen bezaubernden Anblick geniessen. Zur Linken und Rechten ragen die Wände der Schlucht auf, an deren einen Hang sich die Strasse quätscht. Zum Berg hin öffnet sie sich und gibt den Blick auf den Gesamten über 5 Kilometer hohen Riesen preis. Die Sonne geht langsam unter und färbt den Himmel zu seiner Linken gutrot, auf der rechten Seite ist er dunkelblau. Vom Krater werden die Aschesäulen in einem regelmässigen Puls empor gestossen.

Banos, die Brücke rechts wurde zur Evakuierung der Stadt errichtet.

Vom selben Aussichtspunkt, den Blick etwas weiter nach links.
Nach dem kleinen Pichincha und dem grossen Tungurauhua (der gar nicht viel höher aber ungleich beeindruckender ist) sollte am Wochenende darauf die XXL Version eines Vulkans warten.
Der Cotopaxi ist mit 5897 Metern einer der höhsten aktiven Vulkane der Welt und trägt eine fast 900 Meter hohe Gletscherkrone.

der vergletscherte Gipfel des Cotopaxi
Wir "residieren" im Secret Garden Cotopaxi, dem besseren Ableger des ohnehin schon tollen Secret Garden Quito. Einen gewissen Luxus bietet dieses Hostal nicht wegen popöser Einrichtung und grenzenlosem Service, sondern wegen der Stille, der Abgeschiedenheit und der Nähe zur Natur. Wer hier gastiert möchte etwas erleben und da nur vier Aktivitäten angeboten weden reicht ein Wochenende völlig aus. Zum einen kann man Reiten (was keiner von uns gebraucht hat) zum anderen können zwei nahe Gipfel erklommen und der Cotopaxi bis zum Gletscher erkundet werden. Da ich einen Tag später eintreffe wurde ein Berg bereits von Beate und Carl bezwungen, so dass wir gemeinsam am Samstag den Ruminahui und am Sonntag den Cotopaxi planten.

Der Ruminahui ist etwa 4800m hoch, doch der von uns anvisierte Gipfel liegt etwas tiefer. Unser australischer Guide (der "schon" zum 2. Mal auf den Ruminahui kletterte) verlor zwischenzeitlich den Weg aus den Augen und auch sein Magen-Darm-Trakt plagte ihn. Trotzdem war der Aufstieg im Vergleich zum Pichincha einfach und der Ausblick lohnend.

toll

steil
Am nächsten Tag war dann das Highlight dran. Nach mindestens 2 Ewigkeiten auf der Ladefläche eines Pick-Ups und mit einer gehörigen Schicht Staub bedeckt kommen wir am Parkplatz des Cotopaxi an. Auf 4500m herrscht ein strammer Wind, deutlich stärker als auf den höheren Gipfeln von Ruminahui und Pichincha. Die erste Etappe führt bis zur, im Bau befindlichen, Schutzhütte auf 4864m. Unser Guide meinte das das in 50 min zu schaffen sein. Da wir uns dem gemäßigten Tempo unserer Gruppe nicht anschliessen wollten mussten wir bei der Hütte bestimmt 20 min warten. Das mit der Akklimatisierung geht wohl relativ schnell, denn Carl - erst 2 Wochen in Ecuador aber schon auf drei Gipfeln gewesen - wollte mir promt davonrennen. Der Weg vom Parkplatz zur Hütte und dann zum Gletscher ist nicht sonderlich anspruchsvoll. Probleme waren bei schnellerer Gangart natürlich die Höhe, der Wind der mich ab und zu aus dem Gleichgewicht gebracht hat und mein unzureichendes Schuhwerk.

Cotopaxi bei Nacht
Nach also recht kurzer Zeit waren wir am Gletscher. Der Anblick ist berauschend! Der rote Sand und Fels des Cotopaxi geht über in das ewige Eis des Gletschers (trotz Klimaerwärmung und minimaler vulkanischer Aktivität hält sich der Gletscher ganz gut). Wir befinden uns auf 5000m und können sowohl über, als auch unter die Wolken blicken. Der Wind pleitscht über die Eiswüste, die vor uns bis in eine weitere Wolkenschicht ragt und deren Ende sich unseren Blicken entzieht. Die bizarre Schönheit dieses Anblicks ist kaum zu überbieten. Zu lange sollte man aber, vor allem ohne Sonnenbrille, nicht aufs Eis glotzen. Uns kommt eine Gruppe Bergsteiger entgegen, von denen einer eine weiße Binde über den Augen trägt und von den anderen behutsam hinuntergeführt geführt werden muss...

am Parkplatz (nicht unser Toyota)

die Schutzhütte auf 4864m...

...bietet nicht besonders viel Schutz

der Gletscher beginnt

:)
Beim Abstieg durchquären wir nochmal die marsroten Böden des Cotopaxi, die weiter untern zu einem mondgrau werden.  

bei der Rückfahrt: erhöhtes Verkehrsaufkommen in den Serpentienen
Nach diesen andinen Wochen verabschiedet sich mein europäischer Besuch Richtung Küste, um am Freitag und mit geschmeidigen 7 Stunden Verspätung wieder in Quito einzutrudeln. Wir fahren zum Flughafen und die beiden zurück in die Heimat. Ich bleibe zurück und weiß nicht so recht wie ich mich damit fühlen soll. Nach 8 Monaten ist eine gewisse Monotonie eingekehrt. Die Arbeit bringt keine Abwechslung mehr und die meissten Wochenendsziele in Ecuador sind schon erforscht. Was bleibt ist der tägliche Trott und die Aussicht auf die finalen Ferien, die immer näher rücken. Die beiden waren so gütig mir Wanderschuhe und eine Kamera (meine hat irgenwo in Kolumbien einen Schaden am Bildstabilisator davongetragen) dazulassen. So bin ich bestens für die verbleibende Zeit und das abschliessende Abenteuer gewappnet. Insgesamt hat sich meine Einstellung zur Zeit etwas verändert. Ich zähle nicht mehr wieviele Monate ich schon hier bin, sondern wieviele Wochen bis zu meinem 20. Geburtstag fehlen (momentan 8). Meinen Geburtstag habe ich ein bisschen als Endpunkt meiner Arbeit auserkoren. Zwar muss ich auch danach noch arbeiten, ich glaube aber die allerletzten Wochen sind nichtmehr mühsam, sondern eher etwas melancholisch.

Hier ein kleiner Einschub. Der Blogeintrag ist schon seit einiger Zeit fertig aber ich komme irgendwie nicht dazu ihn hochzuladen. Wie alle aktuelleren Berichte hab ich auch diesen auf meinem Laptop geschrieben, mit dem ich nicht so leicht ins Internet komme. Nach unten zu gehen, das Kabel anzuschliessen und dann alles hochzuladen scheint eine kaum machbare Aufgabe zu sein und ich schiebe sie lieber vor mir her. Morgen ist also tatsächlich der letzte Apriltag. Donnerstag dann frei und aus dem Freitag mach ich einen Brückentag. Das Superwochenende wird am Strand verbracht. Mehr ist natürlich noch nicht geplant. Noch was zur Arbeit. Ich weiss nicht ob ich es schon erwähnt habe (vielleicht nur ein paar Absätze zuvor - ich bin zu faul mir alles nochmal durchzulesen und erinnere mich nicht genau) aber mein Stundenplan hat sich geändert. Vanessa, ehemals Sportlehrerin, ist krank und ihr Unikollege Dani springt ein. Dani muss aber um 11:30 Uhr zur Uni um italienisch und noch mehr zu lernen. Weil es sonst niemanden gibt führe ich die folgenden Sportstunden in Eigenregie (manchmal kann mir Antonia zu Hilfe kommen). Je später die Stunde, desto älter die Schüler auf dem Innenhof-Sportplatz. Ich habe also meist ein pubertierendes Pack vor mir. Was zu beginn ehrlich gesagt echt nervig und anstrengend war, mach jetzt immer mehr Spaß. Die Kinder haben großteils begriffen, dass es ihnen besser geht, wenn es mir besser geht und so bilden Kinder und Profe Felipe beinahe schon eine symbiotische Einheit. Das alleine Unterrichten gibt einem etwas mehr Freiheiten und natürlich auch Verantwortung. Im Vergleich zur (stupieden) Unterrichtsassistenz eine wahre Erfrischung. Die Arbeit geht mir also Dank des Lehrermangels besser von der Hand als zuvor und mit den anstehenden Miniatur-Ferien denke ich, dass ich die verbleibende Zeit prima überstehen werde.

Der Countdown hat also begonnen. Bald hab ihr mich wieder. Zum Abschied die übliche traurige Nachricht, die mittlerweile schon fast den Charakter einen running gag besitzt. Hund tot. Nummer 4. Diesmal hat es Candy erwischt, den letzten Hund, den es bereits bei meiner Ankunft gab. Übrig bleibt Rocky und sein neuer, frisch geborener Kumpane Rambo.

Das wars aus Ecuador und wir geben zurück nach Deutschland, wo eine Gruppe von Blogleserrn langsam aus ihrem Tagtraum von der anderen Seite der Welt zurück in die Realität gleitet...

Bis zum nächsten Mal,
Euer Friedrich.