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Sonntag, 16. Februar 2014

Kolumbien

Kolumbien.

Die im letzten Bericht angesprochenen Ferien liegen schon hinter mir und es wird Zeit euch davon zu berichten. Manu, Daniel und ich hatten also den Beschluss gefasst nach Kolumbien zu fahren. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ausnahmslos allen Flügen die wir buchen wollten, kam am Ende doch die Wunschroute zu stande und am Morgen des 27. Januar ging es los.

Von Quito über Medellin nach Bogota, Kolumbiens Hauptstadt. Eine große Hilfe bei unserer Reise war Daniel, der in Bogota wohnt und nicht mit dem deutschen Freiwilligen Daniel zu verwechseln ist. Der kolumbianische Daniel ist der ehemalige Gastbruder von Manus Bruder und unser Gastgeber in Bogota. Desweiteren hat er unsere Flüge innerhalb Kolumbiens für uns gebucht und uns erzählt was man sich in dieser riesigen Stadt angucken solte. Wir kommen relativ spät an und haben am nächsten Tag Zeit uns die Stadt und besonders das Zentrum etwas anzusehen. Von Daniels Wohnung braucht man mit einem der lustigen kleinen Busse zwischen 40 und 70 Minuten ins Zentrum (stark verkehrsabhängig), wo sich die Sehenswürdigkeiten häufen. Trotz der beträchtlichen Größe der Stadt kann man sich gut orientiern; im Osten befinden sich die nördlichen Ausläufer der Anden, die Straßen sind durchnummeriert. Die Calles (Straßen) verlaufen von Westen nach Osten, etwas südlich der Stadtmitte liegt die Calle 0, nördlich davon Calle 1, Calle 2 und so weiter, südlich die Calles Sur  ( südliche Straßen ). Auf der Nord-Süd-Achse befinden sich die Carreras, die im Osten also nahe den Bergen mit der Carrera 0 beginnen und deren Nummer in Richtung Westen anwächst. Daniel wohnt in der Carrera 7 Calle 123, somit im Nord-Osten der Stadt.

Unser erstes Ziel ist der Monserrate (3152m), einer der Berge im Osten. es fährt eine alte Seilbahn hinauf, die ursprünglich aus der Schweiz kommt. Von oben hat man einen tollen Blick auf die Stadt, deren Ende man nur erahnen kann. Weitere Stationen unserer Sightseeinig-Tour sind das Goldmuseum und der Präsidentenpalast. Das Kulturprogram sollte eigentlich mit dem Boteromuseum fortgeführt werden, dass aber war geschlossen und den Torre Colpatria,  das höhste Gebäude Kolumbiens , heben wir uns für später auf. Am nächsten Morgen geht unser Flug schon früh nach Cartagena, so dass wir uns schnell zu Bett begeben. Daniel ist ein hervorragender Gastgeber und bietet uns sein Zimmer an. Leider steht trotzdem nur ein Bett drin, in dem maximal 2 Leute schlafen können. Da wir insgesamt drei Nächte in Bogota sein werden muss jeder einmal in den sauren Apfel beißen und auf dem Boden schlafen. Ich bringe es als erster hinter mich und kann das schlafen auf Fliesen nur bedingt weiterempfehlen.



Panorama vom Monserrate.

Daniel, Manu, ich .
Ebenfalls Monserrate.
Ein Exponat des Goldmuseums.


Mit der kolumbianischen Billigairline Viva Colombia geht es dann nach Cartagena de Indios. Cartagena protzt mit einer hübschen Altstadt, sowie mit dem hässlichen Hotelviertel Boca Grande. Wir wohnen Gott sei Dank in einem entspannten Hostal im historischen Zentrum und lassen uns von der karibischen Hitze umhauen. Wer die Andenstädte Quito und Bogota gewohnt ist, den bringt die schwüle Wärme ganz schön ins Schwitzen. Auch um 22 Uhr hat es noch 32 Grad. Da Manu sich etwas in Kolumbien auskennt folgen wir weitesgehend seinen Reiseempfehlungen. Die Erste ist der Playa Blanca (Weißer Strand), mit dem Boot gut zwei Stunden von Cartagena entfernt. Da unser Boot ein langsames Schiffchen ist und wir erst noch bei der Isla Rosario Halt machen, dauert die Hinfaht gefühtle fünf Stunden. Ich trinke zu wenig und kann mich zum Ende kaum auf den Beinen halten. Am Strand angekommen gibt es erstmal eine Ladung geschmacksneutraler Muscheln geschenkt, die man anschließend bezahlen soll.


Die hübsche Altstadt mit den kribisch bunten Fasaden.
Im Hintergrund Boca Grande.

Der Playa Blanca ist eine der Haupttouristenattraktionen in der Umgebung Cartagenas und dem entsprechend überrannt. Die meissten Touris kommen am frühen Nachmittag mit einem Boot an und fahren am späten Nachmittag mit dem selben wieder zurück. Da wir den Strand auch mal etwas ruhiger erleben wollen bleiben wir über Nacht. Da es keine Hotels oder Hostels gibt schlafen wir in Hängematten direkt am Strand. Was nach idyllischem Karibiktraum klingt ist in Wahrheit nicht besonders komfortabel. Man hängt in den Matten wie ein Schluck Wasser und Moskitonetze waren nicht vorhanden. Die Strapazen lohnen sich aber, da man so den Strand abends und morgens quasi komplett für sich hat. Der Sand ist weiß, die Plamen groß, das Wasser kristallklar und türkisblau. Am Vormittag leihen wir uns Jetskis aus und heitzen über die Wellen. Was Spaß macht ist meistens teuer und die touristischen Orte die wir in Kolumbien besucht haben liegen preislich etwas über ecuadorianischem Niveau. Wir werden viele hunderttausend, vielleicht millionen Pesos (2000 Pesos = 1 US Dollar) in einen entspannten und lustigen Urlaub investieren.


Sonnenuntergang am Playa Blanca.

Auf dem Rückweg nach Cartagena erwischen wir ein Schnellboot und donnern mal zu Wasser mal in der Luft in weniger als einer Stunde zurück. Was mir in der ersten Reihe ordentlich Spaß mach gefällt Daniel und Manu weiter hinten eher weniger. Wir bleiben noch eine Nacht, in der wir mit zwei weiteren Deutschen, die wir im Hostel getroffen haben feiern gehen. Man kann so einiges sehen, so zum beispiel wie ein Betrunkener einem noch Betrunkenerem auf der Straße lachend den Kopf tätowiert.

Das nächste Ziel heißt Santa Marta und liegt gut fünf Busstunden östlich von Cartagena. Von dort fahren wir weiter in das landschaftliche Highlight unserer Reise, den Nationalpark Parque Tayrona. Vom Eingang führt der Weg über palmenbewachsene Hügel, auf denen sich ab und zu große Felsen befinden. Der Park wird auch Parque de las Piedras (Park der Steine) genannt. Nach einiger Zeit lichtet sich der Dschungel und gibt den Blick auf das Meer frei. Auch auf den Stränden liegen teils haushohe Felsbrocken, die die Buchten einrahmen. Dahinter erheben sich die bewaldeten Hügel und Berge Nordkolumbiens. Wir haben uns etwas Proviant aus Santa Marta mitgenommen und genießen ein verspätetes Mittagessen auf einem der Felsen am Meer. Die Brandung ist nicht zu unterschätzen und es gibt starke Strömungen. Aus Euphorie und Übermut haben sich schon viele in die Wellen gestürzt und sind ertrunken. Warntafeln und rote Flaggen stehen überall.

Der Parque Nacional Natural Tayrona.

Nahe des Eingangs des Nationalparks


Der erste Blick aufs Meer zaubert einem ein breites Grinsen ins Gesicht.


Die Felsen befinden sich überall im Nationalpark.


Das lustige Deutsch darf die Ernsthaftigkeit der Aussage nicht in Frage stellen.
Die Hügel landeinwärts.

Ein kleiner Palmenhain bei unserem ersten Campingplatz
Die Bucht beim zweiten Campingplatz




Im Nationalpark gibt es zwei Campingplätze. Die erste Nacht verbringen wir auf dem dem Eingang näheren. Wieder schlafen wir in Hängematten, dieses Mal aber mit Mückenschutz. Wir begegnen einem Argentinier, der uns ein deutsches Buch schenkt, baden an Stränden, an denen es erlaubt ist und gelangen zum zweiten Campingplatz. Hier kann man auch in Zelten schlafen. Den Luxus wollen wir uns nicht entgehen lassen und stellen dann fest, dass es keine Matratzen gibt... wieder eine unbequeme Nacht. Am folgenden Tag klettern Daniel und ich ein bisschen auf den Steinriesen rum während Manu am Strand döst. Bald stoßen wir auf einen fluchenden Wanderer, der ebenfalls auf den Felsen unterwegs war. Jason kommt aus Bogota und hat sein Iphone in eine Spalte rutschen lassen. Hilfsbereit wie wir sind beginnen wir die Bergungsaktion. Nach einer Ewigkeit gelingt es uns zu dritt und mit Stöckern ausgerüstet, das Iphone aus der Spalte zu befördern. Da es permanent von Wasser umspült wurde ist es natürlich kaputt. Jason ist trotzdem (und zurecht) dankbar und verspricht uns ein Bier. Auch er ist auf unserem Campingplatz und es stellt sich heraus, dass er einige Zeit in der Schweiz gelebt hat und etwas Deutsch kann. Das Bier ist er uns allerdings bis zum heutigen Tage schuldig.

Wir bleiben drei Nächte im Park, dann geht uns das Geld aus und wir müssen zurück nach Santa Marta. Von da fahren wir wieder in Richtung Tayrona, dieses Mal aber noch weiter. Daniel (aus Bogota) hat uns Palomino empfohlen. Ein kleines Dörfchen, in dem sich entspannte Europäer und Nordamerikaner wohlfühlen. Am Strand gibt es ungefähr vier Hostels, von denen alle bis auf unseres relativ ausgebucht scheinen. Nichts desto trotz ist unsere Unterkunft sehr hübsch und eine Nacht lang haben wir das Häuschen sogar für uns alleine. Da die Busse aber nicht am Strand halten muss man entweder laufen oder sich den Mototaxistas anvertrauen. Mit all unserem Gepäck quetschen wir uns auf die klapprigen Maschinen und knattern den Weg entlang. Später begegnen wir einem Mann an der Bar, der sich als Moto Paisa vorstellt. Moto Paisa ist offensichtlich der Boss des Palomino-Mototaxi-Kartells und für die nächsten zwei Tage unser Chauffeur. Außerdem lassen wir uns von ihm auch ein "wahres Abenteuer" für den nächsten Tag andrehen. Wir werden in LKW-Reifen einen Fluss runtertreiben. Von Moto Paisa und seinen Männern werden wir mit den Reifen in den Wald gebracht. Wo der befahrbare Weg aufhört setzt man uns aus. "25 Minuten in diese Richtung und dann kommt ihr zum Fluss. Viel Spaß!". Die erste Angabe war in etwa korrekt, die zweite naja. Der Fluss ist elend langsam und an vielen Stellen so flach, dass man einfach stecken bleibt. Nach über zwei Stunden dahingegurke kommen wir zur Flussmündung. Von so viel Inaktivität steht uns der Sinn nach Bewegung und wir rennen mit den Reifen ins Meer. Ein bisschen reinschwimmen, große Welle, Reifen weg, naja dann halt so ans Ufer zurück schwimmen. Schwimm schwimm schwimm... ich komm nicht so recht voran. Wir haben uns genau den Strandabschnitt ausgesucht, an dem Schwimmen verboten ist, da man wegen den Strömungen nicht so einfach wieder an den Strand kommt. 15 Meter vom Ufer komme ich trotz größter Anstrengungen nicht vom Fleck und mir wird langsam mulmig. Von hier aus kann man prima die roten Flaggen am Strand sehen, die wir zuvor nicht so recht wahrgenommen haben. Nachdem ich mich ordentlich abgestrampelt habe kommt dann eine Art Bademeister, der zwar nicht ins Wasser springt, mich aber trotzdem rettet, indem er mir deutet zur Seite und nicht zum Land zu schwimmen. Nach drei Zügen kann ich stehen und es gibt überhauptkeine Strömung mehr. Etwas irritiert und ziemlich außer Atem gehe ich an Land, sammle meinen Reifen auf und versuche möglichst souverän zu wirken. Nach zwei Nächten in Palomino, dass zwar sehr schön ist, wo man aber außer Kartenspielen und fast ertrinken nicht viel machen kann, fahren wir in einem 6 stündigen Schwupps nach Cartagena zurück.

Eines der wenigen Bilder auf dem ich zu sehen bin. Rechts von mit Manu, auf dem Weg zum Strand.

Die Hostelanlage verfügt auch über einen Pool.

Gruselige Spinnen wie diese auf Manus Bett sind inklusive.

Es reihen sich die gemütlichen Häuschen aneinander.
Der Strand von Palomino an einem (wie immer) Wolkigen Morgen. Später klart es jeden Tag auf.


Ein kleiner Nachtrag zu Palominos Schönheit. Wer kein ausgewiesener Geographieexperte ist, den wird es vielleicht überraschen, dass Kolumbiens höhste Gipfel nicht in den Anden zu finden sind. Die Sierra Nevada ist mit über 5700m das höhste Gebirge und türmt sich direkt an der Karibikküste auf. Der Pico Cristobal Colon (5775m) liegt nur 45km vom Strand entfernt und macht die Sierra Nevada de Santa Marta zum höhsten Küstengebirge der Welt. Am weißen Sandstrand stehend kann man, am richtigen Ort und bei gutem Wetter, die schneebedeckten Berge hinter den Palmenwipfeln sehen. Dieser spektakuläre Blick bleibt uns verwährt, allerdings können wir von Palomino aus die Sierra Nevada erahnen.

Am nächsten Morgen fliegen wir nach Bogota. Es ist Samstag, Daniel hat frei und wird uns das kolumbianische Nachtleben näher bringen. Mit wenig Schlaf und leichtem bis mittlerem Kater geht es dann am frühen Sonntagnachmittag zurück nach Ecuador. Es bleibt ein Haufen Eindrücke aus Kolumbien haften und ich kann mit diesem Bericht nur bedingt vermitteln wie das Land auf mich gewirkt hat. Grungsätzlich kamen mir die Menschen sehr fröhlich und herzlich vor. Einige haben vielleicht die Vorstellung von einem Land in dem Drogenbarone a la Pablo Escobar das Sagen haben und in dem man sich seines Lebens nicht sicher sein kann. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Sicherheitsbedenken und habe mich stets pudelwohl gefühlt.

Auf dem Torre Colpatria (196m, zweithöhstes Gebäude Südamerikas). Der Versuch sich aus Daniels Foto zu winden scheitert kläglich.

Man hat einen herrlichen Blick auf Bogota und seine 8 Mio. Einwohner.


Um etwa 22 Uhr bin ich dann zu Hause und gegen Mitternacht im Bett. Am Montag klingelt der Wecker um 6 und es darf wieder gearbeitet werden. Morgen ist Freitag und ich sehne mich danach mal wieder ausschlafen zu können.

Auf Grund einer unvorhersehbaren Laune meiner Schulleiterin werde ich wohl auch Samstag und Sonntag arbeiten. Am Montag wartet dann das Midtermcamp auf mich. Ja es ist tatsächlich schon Halbzeit in meinem Auslandsjahr. Was ich davon halten soll weiß ich nicht so genau. Die Zeit rast förmlich an mir vorbei. Bisher waren es sech intensive Monate und ich wünsche mir dass die nächsten genauso werden. Mittlerweile sind auch neue Freiwillige eingetroffen. Es sind zwar nur wenige aber sie werden sicherlich wieder ein bisschen Abwechslung bringen. Ich habe nicht so richtig Lust auf die 5 Monate pausenlose Arbeit die jetzt vor mir liegen, aber es wird schon irgendwie. Lichtblicke in dieser Zeit sind der Besuch meines Bruders, den ich kaum erwarten kann, und die kleinen Wochenendsausflüge. Demnächst ist wohl Mindo fällig, nichts spektakuläres aber trotzdem Erholung vom drohenden Alltag. Viel mehr bleibt mir nicht zu sagen. Kolumbien ist ein schönes Land! Ich habe Lust auf Kornflakes (komisch was man so vermisst)!

Bis die Tage Muchachos
Euer Felipao.