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Sonntag, 16. März 2014

Halbzeit, Mindo, Karneval

Hallo Leute,
es ist schon über die Hälfte meines Jahres rum und seit dem letzen Eintrag ist wieder ein bisschen was passiert. in etwa fühlt es sich so an als sei der Freiwilligendienst wie ein Berg, dessen Gipfel nach sech Monaten überschritten wird. Von nun an gehts bergab, soll heißen einfacher und schneller. Die Eingewöhnung und die Sprachprobleme sind vorüber und die Zeit flutscht so an einem vorbei. Mit dieser relativ schmalzigen Metapher könnt ihr euch vielleicht einen Eindruck davon machen, wie es sich nach sieben Monaten Ecuador so anfühlt...

Schon kurz nach dem Kolumbienurlaub gabs das Midtermcamp. Mehr oder weniger zur Halbzeit steht diese obligatorische Veranstaltung an, bei der mäßig interessante Themen auf der Agenda stehen. Hauptsächlich wie es einem bisher ergangen ist, welche Probleme man hatte und was man sich so für die zweite Hälfte des Jahres wünscht. Relativ langweilig ist das, weil man sich ja sowieso permanent mit den anderen Freiwilligen austauscht und so nichts wirklich neues besprochen wird. Trotzdem hat es mir ganz gut gefallen, weil man 4 Tage mit den anderen lustigen Freiwilligen verbringt und nicht im Projekt arbeiten muss. Außerdem kann man ein bisschen Pläne schmieden.

Einer dieser Pläne war ein Wochenende in Mindo zu verbringen. Nach etwas diesbezüglicher Propaganda beim Camp machen sich Simon, Daniel, Antonia und meine Wenigkeit am folgenden Wochenende auf den Weg. Mindo liegt zwei Busstunden von Quito entfernt, genau auf der anderen Seite des Vulkan Pichincha. Trotzdem sind das Klima und die Vegetation komplett verschieden. Etwas tiefer als die Hauptstadt gelegen ist es deutlich wärmer und man findet sich im sogenannten Nebelwald wieder. Dieser ist äußerst dicht und wie man beim Namen schon vermuten kann sehr feucht. Der Nebelwald war während unseres Aufenthalts sogar eher ein Regenwald. Mindo ist berühmt als eines der besten Birdwatching Gebiete Ecuadors, das gemeinhin als eines der besten Birdwatching Länder der Welt gilt. Man kann also massig seltene, exotische und schöne Vögel bestaunen. Keiner aus unserer Gruppe ist aber ein ausgemachter Ornithologie-Fan und angesichts des permanenten Regens stellte sich bald die Frage was genau wir eigentlich in diesem 2000 Seelen Dorf machen wollen.

In unserem spärlich besuchten Hostal treffen wir dann aber immerhin auf einen quirligen Gesprächspartner. Anthony kommt aus Australien und reist schon etwa solange in Südamerika herum wie wir in Ecuador leben. Dementsprechend hat er unfassbar viel vom Kontinent gesehen und zeigt uns seine Bildersammlung. Man kann sich ein bisschen für zukünftig Reisen inspirieren lassen, denn die letzten großen Ferien stehen ja noch bevor und meine Pläne beginnen gerade Form anzunehmen (aktuell ist eine Reise in Richtung Süden geplant, Peru, vielleicht Bolivien / Nordchile).
Später machen wir uns selbst los um einmal auch so viel zu erzählen zu haben wie der Gärtner aus Australien, der sieben Jahre für ein neues Heim gespart hat um eines Tages mit der Erleuchtung aufzuwachen, dass eine 12 monatige Südamerikareise doch die lohnendere Investition ist.

In Mindo gibt es eine Schmetterlingsfarm, in der man allerlei Schmetterlinge bestaunen kann. Außerdem Kolibries und ein paar Fische. Nett für ein zwei Stunden, dann aber auch schnell langweilig. Desweiteren besuchen wir eine Führung zum Thema Kakaoproduktion. Kakaobohnen und Schmetterlinge finde ich in etwa in gleichen Maßen atemberaubend. Es mangelte noch ein bisschen an Aktivität so das wir zum Abschluss einfach in den Nebelwald hineinwandern. Auch das lässt einem zwar nicht gerade das Adrenalin in die Adern schiessen, ist aber trotzdem bei toller Natur und schönen Ausblicken ein angenehmer Abschied eines sehr ruhigen Wochenendes.

Gleich das Nächste sollte einen starken Kontrast dazu bilden. Zu dem freien Sams- und Sonntag gesellten sich noch Montag und Dienstag hinzu. Grund dafür war der Karneval. In einer Gruppe von 6-10 Leuten haben wir in Ambato und Guaranda gefeiert. Drei, bzw. fünf Stunden südlich von Quito steigt eine der besten Feiern des Landes. In Ambato gab es einen farbenfrohen und vergnügten Umzug, den sogar ich als Umzugsverachter garnicht schlecht fand. Danach wird sich mit Schaum in Dosen attakiert und gefeiert (unter anderem auch Daniels Geburtstag). Die Party dauert vier Tage am Stück und für den Letzten fahren wir nach Guaranda. Neben dem Dosenschaum weden hier auch Wassereimer /bomben und Mehl zum Spaßhaben verwendet. Entkräftet, müde und hungrig komme ich am späten Dienstagabend wieder zu Hause an. Es ist bereits März und mein Freiwilligendienst geht bis etwa Mitte Juli. Darauf folgt Freizeit bis zum Heimflug am 10-11 August. Das Ende ist schon beinahe in Sicht.

Obwohl ich also schon einige Zeit hier lebe und mich gut an alles gewöhnt habe bleiben komische "Ecuador-Momente" nicht aus. So wurde ich zum Beispiel vor kurzem von unserer Nachbarin gefragt ob ich nicht ihrer Haustür aufbrechen könnte. Hintergrund war, dass sie (mal wieder) von ihrem 19 jährigen Ehemann verlassen wurde. Der hat aus lauter Boshaftigkeit die Tür mit einem Vorhängeschloss gesichert und seine Frau und das gemeinsame Kind ausgesperrt. Ohne Werkzeug sehe ich mich schon als klarer Verlierer im Duell Felipe gegen das Schloss, als Rocio einfällt, das wir in unserer Wohnung einen Schlüssel haben, der zum Vorhängeschloss der Nachbarn passt. Wieso wisse sie selbst nicht, wichtig sei das ja sowieso nicht und das Problem damit gelöst.

Zum Schluss nochmal was zu den Hunden in meiner Familie. Als ich ankam waren es Victor, Loba und Candy. Dann ist Victor verschunden (soll heißen wurde überfahren und von der Müllabfuhr weggebracht) und wenig später ist auch Loba einem Auto zum Opfer gefallen. Da Candy alleine zu wenig war haben wir uns Osito besorgt. Während des Midtermcamps ist auch Osito (wohl an einer Krankheit) verreckt. Da Candy alleine immernoch zu wenig ist haben wir jetz noch Rocky geholt. Wenn ein Hund bei meiner Familie ein halbes Jahr alt wird ist das die absolute Ausnahme. Die Situation der Straßenhunde (da würde ich unsere so halb dazuzählen) ist wohl das beschämenste das ich in Ecuador bisher gesehen habe. Oft sieht man Hunde am Straßenrand verwesen und heute wurde wieder einer vor meinen Augen überfahren (hat aber überlebt).

Mit diesen gemischten Eindrücken entlasse ich euch zurück ins Hundeparadies Deutschland. Abgesehen von meinem Mitleid für die Tiere geht es mir hier weiterhin sehr gut. Ich freue mich ein bisschen auf die kommende Arbeit, sehr auf den kommenden Besuch meines Bruders und natürlich auch auf die finale Reise, die ich zumindest im Großteil alleine unternehmen will.
Wenn es was Neues gibt melde ich mich wie gewohnt. Bis dann einen schönen Frühling euch allen!
Euer Friedrich.

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