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Freitag, 8. November 2013

Quilotoa, Cuenca und Regenwaldbilder


Wieder ein kleines Update. Entgegen aller Erwartungen wurden die vergangenen Wochen exakt so verbracht, wie am Ende des letzten Blogeintrags angedeutet. Soll heissen erst Quilotoa und dann Cuenca.
Meine körperlichen Restbeschwerden hatten sich nach nur wenigen Tagen entgültig und gemeinsam mit den letzten Tabletten verabschiedet, so dass ich wieder bereit und fit für neue Erlebnisse war. Noch am Freitag gab es keine verbindlichen Pläne für das folgende Wochenende und nachdem ich einige Optionen mit der Hoffnung auf noch bessere hatte verstreichen lassen wurde es langsam eng. Meine Rettung vor einem vor Langeweile strotzenden Freitag war eine kleine Feier bei David. David ist kein Freiwilliger, sondern ein echter Ecuadorianer - zumindest zur Hälfte, die Andere kommt aus den Vereinigten Staaten. Vor gut einem Jahr ist er dann auf Grund der Hälfte seiner Wurzeln und eines Streits mit seiner Familie (wenn ich das richtig verstanden habe) ohne Spanischkenntnisse oder irgendeinen Plan spontan nach Collaqui (etwas ausserhalb von Quito, nahe Tumbaco) in das leerstehende Haus seiner Mutter, die in den USA lebt, gezogen. Mittlerweile baut er sowas wie Ökohäuser um die dann vielleicht zu verkaufen.
 Hier ein im Bau befindliches Ökohaus

Geld bekommt er hauptsächlich von Backpackern und anderen Abenteurern die bei ihm wohnen (zur Zeit nur ein Paar aus Frankreich, normaler Weise einige mehr). Da noch zwei weitere Freiwillige und zwar Paul aus Bremen und Karoliina aus Helsinki in Collaqui wohnen und Gringos sich gerne zusammenrotten ist der Kontakt zu David zustandegekommen. Ausser weiteren Freiwilligen sind auch einige Nachbarn (wirklich echte Ecuadorianer) eingeladen. Diese stellen dann gleich die lokale Trink-Kultur zur schau. Entweder trinkt man nichts (verpönt) oder alles (auf einmal und ungeachtet der Uhrzeit). Natürlich sollte man sowas nicht verallgemeinern aber schon im Bus nach Collaqui sind wir schwer alkoholisierten Gestalten begegnet und alle bei David anwesenden bestätigen, dass das eher die Regel als die Ausnahme ist und auch schon vormittags passieren kann. Als wir dann gegen 21 Uhr ankommen liegen fast alle Ecuadorianer entweder im Gras vor dem Haus oder in einem Badezimmer im Haus. Im Laufe des Abends weden einige wieder zu sich kommen und dann die wiedergewonne Macht über ihren Körper dazu nutzen sich ein Bier zu greifen und erneut eine Reise in die Dunkelheit der Ohnmacht anzutreten. Alle anderen halten sich angesichts dieser verstörenden Beispiele von Alkoholmissbrauch äusserst zurück. Es wird trotzdem ein netter Abend und da keine Busse mehr zurück nach Carapungo fahren schlafe ich dort. Natürlich war das absehbar gewesen und so hatte ich alle nötigen Dinge für einen eventuellen Ausflug nach Quilotoa dabei. Am nächsten Morgen erhalte ich tatsächlich eine SMS von Linda dass sie mit Sabine (Island, Dänemark) nach Quilotoa fährt. Der Weg dorthin ist allerdings nerviger als gedacht. zunächst von Collaqui nach Quitumbe, dann nach Latacunga (Hauptstadt der Provinz Cotopaxi) und von da mit einem weiteren Bus in einen Ort dessen Namen ich nicht kenne.
 Die Scheibe hinter dem Busfahrer mit meinem Lieblingshinweis "No destruya los Asientos" - bitte nicht die Sitze zerstören; in der Reflektion zu erahnen: Ich, Linda dann Sabine (von links nach rechts)

Hier steigt man dann in irgendein Auto, dessen Fahrer so aussieht als würde er einen gegen Bezahlung an den gewünschten Ort bringen.
Quilotoa an sich ist ein nur noch minimal aktiver Vulkan, dessen Gipfel bei einem gewaltigen Ausbruch weggesprengt wurde und in dessen Caldera sich ein See gebildet hat. Der Krater hat einen Durchmesser von gut 3km und ist bis zu 3914m hoch. Der See ist gut 250m tief und wohl ohne Leben, da toxisch. Man kann vom Krater zum See und zurück wandern, was ziemlich anstrengend ist, da der Weg uneben und zum Teil mit tiefem Sand bedeckt ist. Ich habe für die Wanderung rund 90 min. gebraucht; die von Wikipedia angegebenen drei Stunden könnten auf einige der adipösen Touristen oder gebrechlichen Rentner zutreffen, die es hier reichlich gibt. Alles in allem ist der Ort sehr touristisch aber auch sehr schön. Ohne den Abstieg zum See hätte sich die beschwerliche Anreise aber nicht wirklich gelohnt, weil man ausser gucken nichts machen kann.
 Der Blick von der Aussichtsplattform

 Strand und Kratersee

Abenddämmerung beim Aufstieg zurück zum Kraterrand

Im Gegensatz zu einer anderen Gruppe Freiwilliger, der auch Antonia und Daniel angehörten, wollten wir nicht im Hotel am Krater übernachten, sondern zurück nach Quito. Auf Grund der späten Uhrzeit und des daher stark beschnittenen Busverkehrs kamen wir allerdings nur schleppend vorran und letzendlich war ich in Latacunga dermassen erschöpft, dass ich mit ein Zimmer für die standartmässigen 5$ nehmen musste und die anderen ohne mich weiterzogen. Ausgeruht nahm ich am Sonntag Morgen die letzte Etappe des Rückwegs in Angriff und verbrachte schliesslich auch den Rest des Tages mit Ausruhen und nichts tun.

Nach einer ereignislosen Arbeitswoche bei der ich mir den Freitag freigenommen hatte ging es dann nach Cuenca. Cuenca ist Ecuadors drittgrösste und vielleicht schönste Stadt und liegt in der südlichen Sierra - eigentlich für einen Wochenendsausflug etwas weit weg. Die Busfahrt dauert gute 11 Stunden und somit sind durch Hin- und Rückfahrt schon zwei Tage ruiniert. Da ich aber Freitag frei hatte und mir das ganze Busfahren sowieso etwas auf die Nerven gegangen ist, bin ich am Donnerstag Abend zusammen mit Antonia in entspannten 45 min. nach Cuenca geflogen. Der Grund warum wir und noch etwa 8 weitere Freiwillige überhaupt nach Cuenca gereist sind ist, dass ein Freund von Antonia dort wohnt und uns aufnehmen konnte. Mateo, so sein Name, und Antonia haben sich in China kennengelernt und sind glücklicher Weise in Kontakt geblieben. Nun konnten wir also alle in Mateos Sommerhaus nahe Cuenca schlafen, dass so gross ist, dass alle 10 Gäste sich in jeweils eigenen Gästezimmern einquartieren konnten.

Mein Zimmer in Mateos Haus

Überhaupt war das Anwesen ziemlich beeindruckend aber ich wollte nicht wie ein Touri mit meiner Kamera rumlaufen und alles dokumentieren, desshalb müsst ihr euch einfach selbst ein gemütliches Haus mit drei Etagen und Holz- und Schieferfassade vorstellen. In aller Gelassenheit konnten wir uns die Stadt und Umgebung ansehen, wobei ich hier eurer Fantasie mit Bildern unter die Arme greifen kann.
Nationalpark Cajas

 Ebenfalls Cajas

 Der kleine Zufluss des Sees

 Tropische Vegetation, obwohl noch vor wenigen Tagen Schnee im Nationalpark lag

 Cuenca ist berühmt für Kunsthandwerk und die aus Ecuador stammenden Panamahüte (hier in billigster Ausführung, etwa 15$, wer will kann mehere tausend für einen Hut ausgeben)

 Plaza de las Flores

 Cuenca und der Fluss Tomebamba

 Früchtemarkt

 Die Preisliste eines Stands

 Eine typische Szene: Schnapsleiche und urige Verkäuferin mit grauem Afro

 Der imposante Eingang der Neuen Kathedrale

 Die überhaupt ziemlich imposante Neue Kathedrale

mit ihren drei Kuppeln

 Das Seifenkistenrennen hat leider ewig nicht angefangen, so dass wir gelangweilt gegangen sind

 Alte Inka-Ruinen in Cuenca

 Kinder verkaufen beim Cuencafest

Beim Fest werden vornehmlich lateinamerikanische Handarbeiten verkauft

Alles in allem zwei hübsche Wochenenden.

Jetzt noch ein bisschen Kleinkram:
Es scheint als wäre die Regenzeit schon vorbei. Wir haben dauerhaften Sonnenschein der den Sportunterricht wieder ein gutes Stück anstrengender macht. Juanito hat einen Parasitenbefall im Magen und Johanna geht jetzt regelmässig zum Psychologen, da sie sich wie alle Kinder hier nicht gerne auf den Unterricht konzentriert. Beides sprengt die finanziellen Möglichkeiten meiner Familie.
In anderen Freiwilligen wachsen ebenfalls Schmarotzer heran, zum Beispiel in Pauls Fuss. Nach mehrtägigen Schmerzen oberhalb des rechten Auges hatte auch ich die Befürchtung meinem Kopf würde bald ein Insekt entweichen. Schmerzen und Sorgen sind allerdings schon Geschichte. Meine Gastmutter will mit mir an einem 6 stündigen religiösen Marsch teilnehmen, weiss aber nicht wann der sattfindet. Und dann noch ein Steitgespräch von Gestern im Bus: Es ist wie immer elend voll und noch mehr Leute wollen/müssen rein. Da reicht es einer Frau und sie schreit wir sind Menschen und keine Tiere, sogar die Tiere behandelt man besser. Eine andere Frau am anderen Ende des Busses antwortet wir sind die armen du... (böses Wort) Tiere haben einen Nutzen wir nicht; wenn du's einfach willst nimm ein Taxi, da ist genug Platz für deine Beschwerden. Die anderen Leute fangen an zu lachen, es klingt wie eine Mischung aus echter Erheiterung und Galgenhumor.

Zu guter letzt die Bilder aus dem Dschungel. Ich hatte nun genug Zeit um ein paar von anderen Freiwilligen zusammenzusammeln und meinen wenigen hinzuzufügen. Vielleicht kommen in späteren Einträgen noch mehr...
 Von unserem Hotel in Tena aus kann man den Vulkan Sumaco sehen, der sich mitten im Regenwald gut 3800m auftürmt

 In einem der vielen Schnellboote machen wir uns auf den Weg in den Dschungel

 Sie sind schmal und lang um effektiv durchs Wasser gleiten zu können

 Die Fahrt macht ziemlich Spass und wir sind flott unterwegs

 In der Auffangstation gibt es einige Tiere zu bestauenen, hier ein Tucan

ein Tapir

und ein Kaiman

Der Strand vor unseren Hütten

 umgeben vom Urwald
      
Grosser Baum mit grossen Wurzeln

 In Misahualli werden die Maden des Palmrüsslers verkauft. Simon (blond und greift gerade zu) wird sie auch roh essen. Ich bin bei gegrillt geblieben. Leckerer als man sich vorstellt

Kleiner bunter Frosch

Die Maden weden aufgespiesst, angeschnitten, so dass die Innerreien austreten und der Körper beträchtlich schrumpft und dann gegrillt. Sogar während des grillens sind sie noch lebendig. Die Innereien werden mitgegessen und schmecken am besten

Der Baum der Folter mit wirklich spitzen Stacheln

In Misahualli gibt es neben Strassenhunden auch Strassenaffen

Made kurz vor ihrem Tod

Dichter nebliger und regnerischer Dschungel

Vor der Regenwaldwanderung und dem bald einsetzenden Regen

Unsere hübschen Hütten

Das wars schon wieder. Wenn es Neues gibt melde ich mich. Geniesst den Herbst!
Euer Friedrich

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